10.07.2024 | Die Wölfe haben es satt: Nachdem in der langwierigen Tarifrunde bei der Drahtseilerei Gustav Wolf (DSW) im fünften Termin ein Verhandlungsergebnis zum Greifen nahe war, verweigerte die Arbeitgeberseite letztlich die Unterschrift. Um die Geschäftsführung nun zu einem Tarifabschluss zu bewegen, rief die Gewerkschaft IG Metall die Beschäftigten aus dem Metallbetrieb in Nebra am Dienstag, 9. Juli 2024, zum Arbeitskampf auf. Für insgesamt vier Stunden zogen die Beschäftigten der Früh- und Spätschicht zum Warnstreik vor das Betriebstor. Auch Kollegen aus der Nachtschicht und aus dem Urlaub beteiligten sich an dem Ausstand.
Gewerkschaftssekretär Sebastian Fritz zeigt sich zufrieden mit dem Warnstreik: „Die Beteiligung war wie immer sehr gut und der Betrieb stand still. Trotz sommerlicher Hitze war die Stimmung entschlossen und kämpferisch. Sollte der Arbeitgeber bei seinem Rückzieher bleiben, sind die Kollegen bereit für weitere Warnstreiks.“
Fünf Verhandlungstermine zwischen März und Juni 2024 sowie viele Telefonate in den letzten Tagen waren zwischen Arbeitgeber und IG Metall nötig, bis schließlich am Donnerstag, 27. Juni ein Ergebnis zur Unterschrift vorlag. Anders als erwartet zog die Arbeitgeberseite am Dienstag, 2. Juli, ihre Zustimmung zu dem Tarifergebnis zurück. In Reaktion darauf mobilisierten die IG Metaller im Betrieb zum Warnstreik am 9. Juli 2024.
Die Tarifkommission zeigt sich entrüstet: „Das Vorgehen des Arbeitgebers ist eine Frechheit. Die IG Metall hat in vielen zähen Verhandlungen Kompromissbereitschaft bewiesen und sich sogar auf eine Nachverhandlung eingelassen. Die Geschäftsführung eiert herum – doch die Beschäftigten wollen endlich Sicherheit beim Entgelt und bei der Arbeitszeit. Jetzt ist das Maß voll, deshalb streiken wir“, so ein Mitglied der Tarifkommission.
Die IG Metall Mitglieder fordern eine deutliche Steigerung der Entgelte und tarifliche Schritte der Heranführung an den Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie Sachsen-Anhalts.
„Durch das Verhalten der Arbeitgeberseite stehen wir in den Verhandlungen wieder ganz am Anfang. Ziel der IG Metall ist es, den Beschäftigten durch einen neuen Tarifvertrag den schrittweisen Weg zu 100% Flächentarifvertrag zu sichern“, erläutert Gewerkschaftssekretär Sebastian Fritz von der IG Metall Halle-Dessau, der die Tarifverhandlungen begleitet hat.
Hintergrund:
Die Drahtseilerei Gustav Wolf (DSW) gehört zur Gütersloher Unternehmensgruppe Gustav Wolf. In Nebra arbeiten 65 Beschäftigte, die meisten davon in der Produktion.
Bei DSW gibt es bereits einen Tarifvertrag, der jedoch am 30.04.2024 ausgelaufen ist. Das betriebliche Entgeltniveau liegt jedoch noch unterhalb des in der Region geltenden Standards der Flächentarifverträge der Metall- und Elektroindustrie in Sachsen-Anhalt. Außerdem fehlen bei DSW weitere Tarifbestandteile wie der Anspruch auf 30 Tage Urlaub und zusätzliches Urlaubsgeld.
Mit der seit März 2024 laufenden Tarifrunde setzen sich die Gewerkschafter im Betrieb für weitere Verbesserungsschritte bei den Themen Arbeitszeit und Entgelt ein.
Am 2. Mai 2024 fand ein zweistündiger Warnstreik statt, da nach dem dritten Verhandlungstermin die Verhandlungen ins Stocken geraten waren. Die vierte und fünfte Verhandlung fand Ende Mai sowie Ende Juni statt.